2008-01-14

Was taugt Apples iPhone im Alltag?

Obwohl ich das iPhone schon seit einigen Wochen benutze, begeistert es mich noch immer. Und es ärgert mich noch immer. Kalt lässt es mich jedenfalls nicht. Das Produkt des vergangenen Jahres wird auch Anfang 2008 die Presse beherrschen. Nächste Woche auf der MacWorld wird Apple-Chef Steve Jobs wohl eine neue Version des Handys präsentieren, und ab Februar können Programmierer die Funktionen im Telefon um selbst geschriebene Software erweitern.
Das iPhone bleibt auch beim hundertsten Hinsehen schön. Obwohl es recht breit und hoch und mit 135 Gramm ziemlich schwer ist, liegt es gut in der Hand. Eine Handvoll schwarzes Gehäuse, in dem Handy, Videoplayer, E-Mail-Maschine, Webbrowser, Kamera, Organizer, Videoplayer und natürlich ein iPod-Musikspieler stecken.
Obenauf ist der berührungsempfindliche Bildschirm, der noch immer nicht zerkratzt ist, obwohl er schon seit Wochen zusammen mit Schlüsseln in einer Tasche liegt. Zerkratzt ist er nicht, aber nach jeder Benutzung verschmiert der Touchscreen. Wer das iPhone an einem heißen Sommertag oder mit Schminke im Gesicht zum Telefonieren benutzt, muss nach jedem Benutzen mit einem fiesen Fettfilm auf der Glasfläche rechnen.
Selbst Techniklaien können nach wenigen Minuten das iPhone einsetzen. Nach zwei Minuten ist für die Freischaltung die aktuelle iTunes-Version auf dem PC installiert. Auf Knopfdruck holt sich das iPhone Fotos, Videos und Musik vom Rechner sowie die im Explorer abgelegten Lesezeichen. Das Handy zeigt auf Anhieb seine Stärken: Sensoren sorgen dafür, dass sich das Display von horizontal auf vertikal dreht, wenn auch das iPhone gedreht wird. Dass der Bildschirm in heller Umgebung hell leuchtet. Und dass sich das Display ausschaltet, wenn das iPhone beim Telefonieren ans Ohr gehalten wird. So beendet das Ohrläppchen nicht aus Versehen das Gespräch.
Die Handysoftware ist schneller als bei Konkurrenzmodellen und einfach zu verstehen. Niemand geht in den Weiten der Funktionen verloren. Dafür sorgt die einzige Taste auf der Frontseite, der Homebutton. Ein Antippen reicht, und die wichtigsten 16 Funktionen stehen zur Verfügung. Ich habe keinen Zettel danebenlegen müssen, um die einzelnen Schritte zu dokumentieren. Man muss sich schon sehr viel Mühe geben, um etwas falsch zu machen. Im Gebrauch aber entfaltet sich erst die Eleganz des iPhones.
Den SMS-Verkehr stellt das Display als Unterhaltung wie bei einem Chat dar. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter muss ich nicht mehr in der Reihenfolge des Eingangs abfragen, ich kann mir die wichtigsten zuerst anhören. Das funktioniert auch ohne aktuelle Mobilfunkverbindung, etwa im Flugzeug, da die Nachrichten im Telefon gespeichert sind.
Vor allem aber weiß ich noch immer zu schätzen, wie geschmeidig der Umgang mit dem iPhone ist. Einige Beispiele? Mit einem Wischen des Fingers auf dem Touchscreen lassen sich die gespeicherten Musikalben durchblättern. Je stärker das Wischen, desto schneller das Umblättern. Das gibt mir das Gefühl, ich hätte schon viele großartige Musiktitel gesammelt. Mit solcher Leichtigkeit lassen sich auch Ausschnitte auf dem Bildschirm vergrößern und verkleinern, indem man zwei Finger drauflegt und sie auseinander- beziehungsweise zusammenschiebt.
Verändert hat das iPhone vor allem das mobile Websurfen, das bei den anderen Geräten eine Qual ist. In der Nähe eines Hotspots, eines öffentlichen und kabellosen Internetzugangs, geht das alles sehr schnell, ansonsten läuft es über T-Mobiles langsames Edge-Mobilfunknetz . Die Darstellung ist jedenfalls beeindruckend: Das Display zeigt die ganze Webseite im Original. Mit dem Finger scrollt man über die Seite und vergrößert Bildausschnitte.
Bei anderen Handys komme ich schneller zu manchen Funktionen, aber der Weg dahin macht beim iPhone einfach mehr Spaß. Wer längere Zeit ein iPhone benutzt hat, möchte, dass auch von allen anderen elektronischen Geräten eine solche Leichtigkeit ausgeht. Diese Geräte kommen mir mittlerweile klobig, schwerfällig, fast klotzig vor. Das gilt sogar für meinen erst drei Jahre alten iPod.
Beeindruckend ist aber auch, was das iPhone alles nicht bietet: Ich kann kein Webradio hören, nicht chatten, keine Speicherkarten einstecken, das Telefon nicht über Sprache bedienen, keine Videos drehen, nicht über UMTS im Internet surfen und keine Fotos mit Multimedia-Nachrichten verschicken. Und das bei einem Kamerahandy! Das kann sich nur Apple erlauben.
Auch nach Wochen ist es mir nicht gelungen, mit dem iPhone schnell zu tippen. Die virtuelle Tastatur lässt sich nur bedienen, wenn das iPhone senkrecht gehalten wird. Die Buchstabeneingabe ist so etwas für Filigrantechniker. Mit einer Hand geht fast gar nichts.
Unter dem Konferenztisch heimlich eine SMS schreiben? Können Sie vergessen. Die Tasten sind nicht zu spüren und daher schwer zu treffen. Die Software, die vermeintlich falsch eingetippte Wörter korrigiert, ist wesentlich besser als die meisten vergleichbaren Programme. Wenn ich jedoch für SMS typische Abkürzungen verwende, liefert sie Unsinn. Auch Telefonieren kann umständlich sein. Aus dem Stand-by-Modus heraus sind sechs Schritte notwendig, um jemanden von der Kontaktliste anzurufen.
Bei der Kälte der vergangenen Tage gab der Akku schnell auf. Wer mit dem iPhone häufig im Internet surft, muss es mehrmals in der Woche aufladen. Nach 400 Ladungen muss der Akku ausgetauscht werden. Wechseln lässt er sich aber nicht so einfach. Das wird wie beim iPod Apple übernehmen. Für viel Geld. Und es werden hohe Verbindungskosten dazukommen. Dafür macht es einfach zu viel Spaß, geschmeidig mit Technik umzugehen.

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