2008-02-12

„Suche nach dem iPhone-Killer“

Das iPhone hat die etablierten Handyhersteller herausgefordert und ihnen offenbar zunächst einen gehörigen Schrecken eingejagt. Entsprechend verhalten war die Reaktion in den ersten Monaten nach der Markteinführung des Apple-Handys in den Vereinigten Staaten Anfang 2007. Nun aber drängen mit Macht die Geräte auf den Markt, die dem iPhone Paroli bieten sollen. Während der Mobilfunkmesse Mobile World Congress im spanischen Barcelona übertrumpfen sich die Hersteller mit der Präsentation von Handys, die noch mehr Dienste und Anwendungen beherrschen als die schon sehr komplexen Mobiltelefone. Die Branche ist auf der „Suche nach dem Superhandy“, heißt es in Barcelona. Andere Analysten formulieren es schärfer und sprechen von der „Suche nach dem iPhone-Killer“.

So kündigte Sony-Ericsson unter dem Namen Xperia am Sonntagabend eine komplett neue Produktreihe an, die alles bieten soll, was derzeit in ein Handy gepackt werden kann. Große, berührungssensitive Bildschirme gehören ebenso zur Ausstattung wie die Möglichkeit, mit DSL-Geschwindigkeit in den immer schnelleren UMTS-Netzen mobil auf das Internet zuzugreifen. Aber auch im drahtlosen Heimnetzwerk W-Lan finden sich die Geräte zurecht. Ebenso gehört ein GPS-Empfänger, der Satellitensignale zur Navigation verarbeiten kann, inzwischen zur Grundausstattung der höherpreisigen Geräte.

Navigationsdienste sollen das Rennen machen

Besonders der Marktführer Nokia setzt auf die Integration von Navigationsdiensten in seinen Geräten. So kündigte das Unternehmen in Barcelona eine Reihe neuer Handys an, die mit einem GPS-Chip ausgerüstet sind. „Wir gehen davon aus, dass Nokia im Jahr 2008 rund 35 Millionen GPS-Handys verkaufen wird“, sagte Olli-Pekka Kallasvuo, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens. „Das wäre mehr als die Gesamtzahl der im vergangenen Jahr verkaufen Navigationsgeräte“, fügte er nicht ohne Stolz hinzu und machte damit abermals klar, mit welchen Geräten Nokia künftig im Wettbewerb stehen wird.


Die Fußgängernavigation wird in Barcelona auch von den Herstellern der digitalen Landkarten ganz oben auf die Liste der künftigen Angebote gesetzt. So meldet der Anbieter Teleatlas, der gerade vom Navigationsgerätehersteller und damit Nokia-Konkurrenten Tom Tom übernommen wird, solche Karten erstmals anbieten zu können. Diese seien schon für 18 europäische Länder erhältlich. Darüber hinaus seien in 117 europäischen Städten im Durchschnitt rund 80 Kilometer Fußwege im Stadtzentrum erschlossen. Auch das gerade von Nokia gekaufte Unternehmen Navteq hat solche Karten im Angebot und setzt dabei zusätzlich auf die Integration einer Vielzahl von Umgebungsdaten wie Restaurants oder Museen.

Kriterien des Web 2.0 erfüllen

Nokia setzt künftig aber nicht nur auf die Geräte - will auf diesem Feld aber seinen Marktanteil halten, der im vierten Quartal des vergangenen Jahres erstmals knapp über der Marke von 40 Prozent rangierte. Der Konzern baut daher weiter kräftig an seinem Internetportal, das er im Herbst 2007 unter dem Titel Ovi vorgestellt hatte und das als Synonym für Kallasvuos Absicht steht, Nokia zu einem Internetunternehmen umzubauen. Als Erweiterung für Ovi kündigte der Konzern am Montag an, seine bisher schon in Ovi integrierten Navigationsangebote deutlich auszubauen. So bietet Nokia unter dem Titel Maps 2.0 künftig auch die Möglichkeit von Navigationsangeboten für Fußgänger.

Diesen Angriff von Nokia auf ihr Kerngeschäft können sich die Anbieter der klassischen Navigationsgeräte natürlich auf Dauer nicht bieten lassen. So präsentiert denn auch der amerikanische Anbieter Garmin sein erstes Navigationssystem mit eingebautem Handy.

Nokia geht mit seinem Internet-Portal aber sehr viel weiter. Niklas Savander, der bei Nokia für Ovi verantwortlich ist, stellte eine weitere Anwendung vor, die in Kürze online verfügbar sein wird. Unter dem Titel Share wird das Portal künftig die Möglichkeit bieten, Fotos, Bilder oder andere Inhalte zu einem persönlichen Lebenstagebuch zusammenzustellen und anderen gezielt auch den Zugriff darauf zu gewähren - ein Konzept, das klassisch die Kriterien des Web 2.0 erfüllt.

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