2008-06-25

Was Apple am iPhone 3G verdient

Viele neue Funktionen und trotzdem nur der halbe Preis: Wie kann Apple es sich leisten, das neue iPhone so viel billiger anzubieten? Marktforscher haben nachgerechnet und herausgefunden, dass der Konzern trotzdem noch kräftig Gewinn macht.

Als Steve Jobs der Öffentlichkeit vor wenigen Wochen das neue iPhone 3G vorstellte, hätte man glauben können, er habe sich die Spendierhosen angezogen. Nicht um ein paar Prozent billiger, sondern gleich halb so teuer wie das Vorgängermodell soll das neue Apple-Handy angeboten werden. Wo bleibt da die Gewinnmarge? Die Spezialisten des kalifornischen Marktforschungsinstituts iSuppli sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben herausgefunden: Trotz der Preissenkung macht Apple mit dem neuen Modell wahrscheinlich sogar noch mehr Gewinn als mit dem Erstling.

Akribisch haben die Marktforscher recherchiert, welche Komponenten in dem neuen Handy verbaut werden, haben berechnet, was Apple für diese Bauteile vermutlich bezahlen muss und wie viel der Zusammenbau kostet. Genau das ist es, worauf sich das Unternehmen spezialisiert hat. Das Ergebnis: Trotz vieler neuer Funktionen konnte Apple die Herstellungskosten senken. Veranschlagten die Marktforscher die Kosten des Ur-iPhones noch mit 226 Dollar, vermuten sie, dass Apple für das neue Modell nur noch 173 Dollar investieren muss, also rund 50 Dollar pro Stück einspart.

Nur mit diesen 50 Dollar ließe sich die Preissenkung freilich nicht erklären. Schließlich soll das iPhone 3G für 199 Dollar verkauft werden, während das erste Modell noch für 399 Dollar in den Läden stand. Der Unterschied laut iSuppli: 199 Dollar sind nur der Preis, den der Endkunde zahlen muss. Die Netzbetreiber, über die das Apple-Handy vertrieben werden soll, müssen dagegen weit tiefer in die Tasche greifen. Die Marktforscher gehen davon aus, dass Apple den Anbietern pro iPhone 3G tatsächlich 499 Dollar in Rechnung stellt.

Fast 300 Dollar Gewinn pro Gerät
Die 300 Dollar Differenz trägt das verkaufende Unternehmen. Dessen Rechnung: Indem das Handy nur zusammen mit einem Vertrag angeboten wird, sollen die Zusatzkosten für das Gerät über Monats- und Nutzungsgebühren wieder eingespielt werden. In Deutschland sind solche Geschäftsmodelle, bei denen die Netzbetreiber die Handys subventionieren, um Kunden zu locken oder zu halten, nicht ungewöhnlich. Dieses Prinzip ist der Grund, weshalb man hierzulande bei Vertragsabschluss Handys zu Proforma-Preisen wie 1 Euro bekommen kann.

In den USA hingegen ist man an dieses Vertriebsmodell noch nicht gewöhnt. Zwischen New York und San Francisco werden Mobiltelefone üblicherweise zu ihren realen Preisen verkauft, ohne dass der Anbieter den Kaufpreis bezuschusst.

Das Fazit der iSuppli-Marktforscher: Unterm Strich bleibt Apple trotz der Preissenkung ein fetter Gewinn. Da stört es auch nicht viel, dass der Hersteller für verschiedene 3G-Patente von Qualcomm, Ericsson und Nokia rund 45 Dollar pro Gerät abdrücken muss. Nach Abzug dieser Lizenzgebühren, so iSuppli, bleiben demnach noch rund 281 Dollar Gewinn pro iPhone 3G - davon muss man allerdings noch Marketing- und andere Kosten abziehen.

Der Gewinn wird noch steigen
Aber das ist, darauf weisen auch die Marktforscher selbst hin, bisher nicht mehr als eine Schätzung. Schließlich hat bisher noch niemand außerhalb von Apple eines der neuen iPhones genauer untersuchen können. Das wollen die iSuppli-Spezialisten nachholen, sobald das Gerät auf dem Markt ist. Dann, so versprechen sie, werden sie ein Exemplar in seine Einzelteile zerlegen und exakt nachrechnen, was die tatsächlich verbauten Komponenten kosten.

Doch bis dahin könnten die Herstellungskosten schon wieder gesunken sein. Und dieser Trend wird auch in den kommenden Jahren noch anhalten, prognostiziert iSuppli. Bis 2009, so die Schätzung, können Apple weitere 37 Prozent einsparen, muss dann nur noch 148 Dollar pro Stück investieren. Sollte Apple das grundlegende Design beibehalten, wäre bis 2012 sogar eine Preissenkung auf 112 Dollar drin.

Doch so weit wird es kaum kommen. Wahrscheinlicher ist, dass es 2012 bereits das iPhone der fünften Generation gibt - mit der Apple dann weiterhin gute Gewinne einfahren wird.

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