2008-06-02

iPhone oder BlackBerry - welches ist das bessere Business-Smartphone?

Kaum ein Handy hat für mehr Furore gesorgt als das iPhone von Apple. Aber taugt es auch für den Business-Einsatz, wie zum Beispiel ein BlackBerry von RIM? Designmäßig liegt der Neuzugang von Apple auf jeden Fall ganz weit vorne.

Am Flughafen Frankfurt stellt sich ein Herr im Anzug in die Schlange. Er setzt die Einkaufstüte, die er in der einen Hand hält, ab, und stellt auch die Laptop-Tasche in der anderen Hand auf den Boden. Mit einem Griff holt er aus der Brusttasche seines Anzuges ein iPhone. Er hält das schicke schwarze Ding und tippt mit der anderen auf den Touch-Screen. Bunte Bilder ziehen die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich und werden mit "Oh!" und "Ah!" quittiert. "Ja, ein iPhone! Jede Menge Musik drauf für den Flug nach New York, und einen Film hab ich auch drauf und Spiele", antwortet der nette Herr. "Ich wollte nur mal sehen, ob es hier WLAN gibt", meint er weiter. "Nö, hier nicht", sagt ein anderer, der in der einen Hand seine Vielfliegertasche hält und in der anderen einen BlackBerry in seiner Anzugtasche verschwinden lässt.

Eine kleine Szene, die aber viel von Apples Problem erzählt. So will Steve Jobs auf jeden Fall mehr Business-User auf seine Seite ziehen, aber er tut sich noch schwer damit. Denn sein iPhone sorgt zwar für viel Aufmerksamkeit, über den Nutzen für gewerbliche Anwender jedoch herrscht Unklarheit. Ein Zeichen für das Unterfangen, mehr Business-Nutzen zu schaffen, ist die Freigabe des Software-Development-Kits für die Entwicklung von unabhängigen Drittanwendungen. Eine Beta-Version von 'iPhone 2.0' wurde erst im März freigeben. Damit hat Apple an einigen Stellen nachgebessert, wie zum Beispiel mit Ciscos 'IPsec VPN' für verschlüsselten Zugriff. Zunächst hatte Apple eine völlig geschlossene Plattform angeboten.

Doch geht das vielen noch nicht weit genug. "Man hat nach wie vor nicht die Möglichkeit zu einer Festplattenverschlüsselung", kommentiert Leif-Olof Wallin, Analyst beim Beratungsunternehmen Gartner. "Vor allem für den Einsatz bei Banken und Finanzdienstleistern ist das noch immer nicht 'Enterprise ready'." Aber bei Apple sei man offenbar der Ansicht, dass man ein Dateisystem, das man nicht sehen kann, auch nicht zu verschlüsseln braucht.

Immerhin habe Apple Active Synch und andere Sicherheitsfunktionen wie WPA2 eingeführt. "In der ersten Version war das noch POP 3, und das ist nicht wirklich die Technologie, mit der Unternehmen Verbindungen zu ihrem Netzwerken herstellen wollen", so Wallin weiter.

Mit einer angekündigten 3G-Version könnte das iPhone für Geschäftsanwender doch interessant werden. Dann wird sich voraussichtlich auch die Batterielaufzeit verlängern, hofft Wallin, der seine anfänglich ablehnende Haltung gegenüber dem Apple-Smartphone mehr und mehr aufweicht. Vor allem die Verbesserungen der zweiten Version hätten zu einer veränderten Sichtweise beigetragen.

"Die Bedienoberfläche ist hochgradig innovativ", lobt der schwedische Analyst. Allerdings birgt die auch Nachteile: "Man braucht zwei Hände und zwei Augen um das Telefon zu bedienen. Man kann nicht einfach mal schnell im Gehen eine Nummer anwählen." Dazu müsse man erst anhalten oder sich hinsetzen. Auch eine Schnellwähltaste lässt der Touchscreen vermissen.

Für den Vielflieger bietet das BlackBerry noch andere Vorteile. Denn auch in den abwegigsten Nationen dieser Welt unterhalten die Provider und BlackBerry-Partner Roaming-Abkommen. Und die werden bei den meisten BlackBerry-Tarifen pauschal abgegolten. Wer diese Tarife nicht hat und zum Beispiel in Russland an den falschen Datendienst gerät, zahlt bis zu sage und schreibe 100 Euro für ein Megabyte.

Beschränkt man sich mit dem BlackBerry auf E-Mail und das Herunterladen von wirklich wichtigen Anhängen, kommt man, dank des optimierten Protokolls, nur in den seltensten Fällen an die Grenzen der Daten-Flatrate. Braucht man doch noch mehr, kann man für 15 Euro zusätzlich im Monat ein unbegrenztes globales Daten-Roaming abonnieren. Mit dem iPhone hingegen ist man an einen regionalen Anbieter gebunden und zahlt bei internationalen Einsätzen manchmal kräftig drauf.

Die Batterie eines Blackberrys hält bis zu fünf Tage durch, auch da kann das iPhone nicht mithalten. "Wenn man also auf der Suche nach einem echten Business-Tool ist, ist das BlackBerry auf jeden Fall unschlagbar", resümiert Wallin. Er hält den Vergleich zwischen iPhone und BlackBerry aus der Perspektive des Business-Smartphone sogar für "unfair".

Ein anders Problem für Apple sind Anwendungen. Die entstehen für das schicke Gerät gerade erst. Für den BlackBerry existiert bereis eine kaum mehr zu überblickende Fülle von Applikationen und die laufen dann auch noch auf einem Gerät mit vollständiger Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Beim Thema Anwendungen hat Apple noch ein weiteres Problem. Unternehmen tendieren dazu, die im Haus bevorzugt eingesetzten Plattformen auch bei den mobilen Geräten wieder zu verwenden. Kommen also viele Java-Anwendungen zum Zuge, wird sich das Unternehmen als mobile Plattform eher für Nokias Symbian entscheiden. Windows-Anwender wählen bevorzugt Windows Mobile. Es sei denn, die Angestellten reisen wirklich ständig um den Globus, dann kommt wiederum bevorzugt RIM ins Spiel.

Und so geben auch die Verkaufszahlen von mobilen Geräten einen Eindruck, was vorrangig bei Mobilen Plattformen eingesetzt wird. So schätzt Gartner, dass Microsoft 2008 wohl an die 45 Millionen Lizenzen für Windows Mobile verkaufen wird. Die Verkaufszahlen des iPhones liegen bislang bei etwa 6 Millionen Stück.

Zwar hat das iPhone den BlackBerry-Marktanteil, beispielsweise in den USA, stark dezimiert, doch können die Kanadier inzwischen wieder stärker wachsen als Apple, das für das erste Quartal sogar mit einem deutlichen Rückgang des Marktanteils kämpft. Den Grund dafür sieht IDC-Analyst Ramon Llamas unter anderem in den neuen Modellen des BlackBerrys, wie etwa dem Pearl oder dem Bold. Mit diesen Ausführungen streift der Blackberry nicht nur den Charme eines grauen Arbeitsgerätes ab, sondern erschließt mit verbessertem Display, neuen Kameras und mehr Sprachqualität erfolgreich neue Zielgruppen im 'Prosumer'-Segment.

Quelle

Keine Kommentare: