2008-06-11

Neues iPhone soll Branchenprimus Nokia kleinkriegen

Die zweite Generation des Kulthandys iPhone ist geboren. Apple-Gründer Steve Jobs will mit einem billigeren Gerät und einer neuen Strategie Branchenprimus Nokia angreifen.

Auf der «World Wide Developers Conference» in San Francisco hat Apple-Chef Steve Jobs anfang Woche die hohen Erwartungen des enthusiastischen Publikums nicht enttäuscht. Die zweite iPhone-Generation hat UMTS an Bord und erlaubt damit wesentlich schnellere Datenverbindungen als bisher. Ein weiterer Meilenstein auf dem langen Weg von Jobs, der die Firma mit dem sympathischen Apfel-Logo 1976 gemeinsam mit Steve Wozniak gegründet hatte und das Unternehmen 1998 als Interims-CEO nach schwerer Krise erstmals wieder in die Gewinnzone boxte. Seitdem werden die Produktvorstellungen, bei denen Jobs stets in Jeans und schwarzem Sweatshirt vor die Apple-Gemeinde tritt, von seinen Anhängern wie ein Gottesdienst zelebriert.

Auch diesmal, genau zehn Jahre später, hat Jobs es sich nicht nehmen lassen, der Apple-Gemeinde ihr neuestes Fetisch-Objekt persönlich zu präsentieren. Das neue iPhone kann nun nicht nur endlich UMTS, sondern verfügt auch über eine erheblich verbesserte Software und wird damit endgültig zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den Platzhirsch Nokia sowie die übrigen Hersteller wie HTC, Samsung, LG, Sharp, Fujitsu und den Blackberry-Erfinder Research in Motion. Die mobilen Alleskönner finden derzeit reissenden Absatz: Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass Apple in diesem Jahr zwischen 12 und 14 Millionen Geräte im boomenden Smartphone-Segment verkaufen wird. Apple hatte sich selbst einen Absatz von 10 Millionen iPhones im Jahr 2008 zum Ziel gesetzt. Weltweit beträgt der Marktanteil des Smartphone-Branchenprimus Nokia 45,2 Prozent. In den USA hat sich Apple mit dem iPhone bereits auf dem zweiten Platz positioniert. Marktanteil: 20 Prozent. Weltweit liegt dieser allerdings erst bei mageren 5,3 Prozent. Da scheint also noch einiges drinzuliegen.

Der Erfolg des iPhone, mit dem Apple jetzt beste Chancen hat, seinen Marktanteil im Smartphone-Segment massiv auszubauen, stellt für Jobs auch deshalb einen besonderen Triumph dar, weil Apples erster Anlauf im PDA-Bereich zum absoluten Fiasko geriet. Der «Newton», der 1993 von Apple auf den Markt gebracht wurde, war seiner Zeit zwar weit voraus, brachte es aber wegen seines hohen Preises nie auf nennenswerte Marktanteile und wurde damit für Apple zum Milliardengrab. Damit das iPhone nicht ein ähnliches Schicksal ereilt, wird Steve Jobs künftig auf einen Teil der Umsätze mit dem Touchscreen-Handy verzichten und den Mobilfunkanbietern erlauben, das Gerät deutlich zu subventionieren. Die Änderungen sollen die neue iPhone-Generation betreffen. Als erster Handyhersteller hatte sich Apple einen Anteil an den Umsätzen der Mobilfunkanbieter mit dem iPhone zusichern lassen. Bedingung für Apples revolutionäres Vertriebsmodell war die Bindung an einen Netzbetreiber pro Land, die in der Praxis allerdings von zahlreichen Nutzern umgangen wird. Inzwischen hat Steve Jobs sein exklusives Geschäftsmodell bereits aufgeweicht. In der Schweiz soll das Kulthandy am kommenden 11. Juli auf den Markt kommen und von Swisscom und Orange angeboten werden. Die neue Strategie, die Apples visionärer Konzernlenker nun einschlägt, dürfte auch eine Reaktion auf die neue Gerätegeneration der Konkurrenz sein. HTC, Samsung und LG haben vor kurzem neue Mobiltelefone vorgestellt, die unverkennbar zentrale Designelemente des iPhone aufweisen. Die Konkurrenzmodelle unterstützen zudem mit HSDPA bereits die Nachfolgetechnologie von UMTS.

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