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Entwicklung mit Nervenkitzel - "Es war eines der wenigen Male bei Apple, dass mir ein Schauer über den Rücken lief"
Der öffentliche Medienrummel und die Kopfschmerzen vonApple-Boss Steve Jobs begannen an einem Herbst-Morgen vor rund zwei Jahren. Damals arbeiteten etwa 200 der besten Apple-Techniker an dem iPhone, doch fiel der erste Prototyp mehr als ernüchternd aus. "Wir haben noch kein Produkt.", sagte Jobs damals wütend zu einigen der Mitarbeiter. Kein Wunder, fehlten doch nur noch wenige Wochen bis zur Macworld Convention. Denn diese stellt seit rund 10 Jahren die für Apple wichtigste Veranstaltung im ganzen Jahr dar. Nach der - bereits angekündigten - Verspätung des Betriebssystems "Leopard" würde also das wichtigste Produkt des Jahres fehlen. "Es war eines der wenigen Male bei Apple, dass mir ein Schauer über den Rücken lief", zitiert Wireds Geschichtenerzähler Fred Vogelstein einen der damals Anwesenden. Denn Jobs blieb relativ ruhig und starrte bei seinen Worten auf die versammelte Mannschaft.
Verständigung
Auch stellte sich damals die Frage, was denn nun der US-Mobilfunkanbieter AT&T von der Sache halten sollte. Doch letzten Endes konnten sich beide Seiten auf gemeinsame Konditionen verständigen. Apple garantierte dem Anbieter fünf Jahre Exklusivität, rund 10 Prozent der iPhone-Verkäufe, sowie kleinere Einnahmen aus dem iTunes Store. Im Gegenzug erhielt Jobs' Unternehmen uneingeschränkte Macht. Millionen von US-Dollar und einen riesigen Haufen Arbeiter musste AT&T bereitstellen um ein neues Feature namens "Visual Voicemail" zu entwickeln. Auch stellte der Apple-Boss die Bedingung, dass der Mobilfunk-Riese zirka 10 US-Dollar pro iPhone-Kostenabrechnung abtreten müsste. Jobs wusste die uneingeschränkte Macht zu nutzen und ließ daher ebenso Design, Fertigung und Marketing seinen Wünschen anpassen. Wurde ein Deal mit dem national größten Anbieter erstmal besiegelt, muss nur noch der Stichtag eingehalten werden, um diesen nicht zu enttäuschen.
Für jene die damals an dem iPhone arbeiteten, würden die nächsten drei Monate zu einem Horrorfilm. Fast pausenlose Arbeit und daraus hervorgehende Müdigkeitsattacken, sowie jede Menge Stress, ließen den Entwicklern keine Ruhe. Doch hatte es sich gelohnt. Schon Wochen vor der offiziellen Macworld hatte Jobs ein Exemplar das AT&T vorgeführt werden konnte. Mitte Dezember traf dieser Stan Sigman in Las Vegas, um das innovative Display, den starken Webbrowser und die fortgeschrittene Benutzeroberfläche vorzuführen. Mit Erfolg: "Das beste Gerät, das ich je gesehen habe", meinte der konservative Sigman.
Gewinnspanne
Dann war es soweit, der 29. Juni 2007 zog ins Land und Apple feierte zusammen mit AT&T den Marktstart des iPhones. Analysten spekulierten mit rund drei Millionen verkauften Exemplaren bis Ende des Jahres, wodurch es zum schnellst-verkauften Smartphone der Welt würde. Die Freude bei Apple war groß, springen doch pro 399 US-Dollar-iPhone 80 US-Dollar heraus, plus 240 US-Dollar für jeden Zweijahresvertrag bei AT&T. Und das Smartphone markiert sein Revier: 40 Prozent der AT&T-Kunden sind neu, Dank dem iPhone. Und der Datentransfer in Städten wie San Francisco oder New York wächst um das Dreifache an.
In den Köpfen
Das objektive Bild des Handymarktes verschwimmt und so versuchen auch andere Hersteller ein Gerät hervorzuzaubern, das Kunden lockt. Keine billigen Mobiltelefone mehr, die Kunden müssen das Gerät, das sie immer mit sich herumtragen, lieben. Michael Olson, Sercurities Analyst von Piper Jaffray schlussfolgert: "Das iPhone verändert schon jetzt die Art wie sich Endanwender und Hersteller verhalten."
Wie heute bekannt ist, dachte Steve Jobs bereits im Jahr 2002 über ein eigenes Mobiltelefon nach, doch war gerade erst der primäre iPod erschienen. Jobs wusste was Amerikaner wollten und beobachtete wie Leute neben ihren Mobiltelefonen auch Blackberries und - nun - MP3-Player in die Taschen steckten.
Doch es war noch zu früh ein komplett eigenständiges Mobiltelefon zu entwickeln, das alle wichtigen Features - von der Musik bis zum Internet - vereint. Auch war die Zeit von komplexen Betriebssystemen auf mobilen Endgeräten noch nicht gekommen, die Technik war nicht reif für ein "heruntergeschraubtes" Mac OS X; und wer wollte schon das angegraute iPod-Interface?
Motorola
Bald meinte Steve Jobs zu wissen, was getan werden muss. Im Jahr 2004 kämpfte der iPod mit der Konkurrenz, 3G-Telefone gewannen an Popularität, Wi-Fi-Geräte bereits in Aussicht, doch musste die dominante Marktposition beibehalten werden. Jobs wandte sich an Motorola-Chef Ed Zander, der ihm noch aus der Zeit bei Sun Microsystems bekannt war, mit Erfolg. In einem Vertrag arbeiteten die beiden Unternehmen aus, dass sich Apple um die Musik-Software kümmern würde, und Motorola um die Hardware-technischen Belangen. Doch der Erfinder des iPods wusste bald, dass ihm ein Erfolg - wie ihn das Motorola RAZR einst verbuchte - mit dem, so getauften, "ROKR" nicht ins Haus stünde.
Das ROKR - Ein Flop
Gegen Ende 2004 gab es erste Prototypen des Musik-fähigen Handys, um schließlich im September 2005 an die Öffentlichkeit zu gehen. Doch was schon vorher klar war: Das Gerät ist hässlich, und nichts Besonderes. Das ROKR konnte Musik nicht direkt, sondern nur via PC, herunterladen. Außerdem passten maximal 100 Lieder auf den internen Speicher. Das Magazin Wired fasste die Blamage im November 2005 damals mit den Worten "YOU CALL THIS THE PHONE OF THE FUTURE?" auf dem Cover zusammen.
"Allem anderen Lichtjahre voraus"
Schnell wurde Jobs klar, dass ein komplett eigen-entwickeltes Telefon her muss und so traf dieser im Februar 2005 auf den AT&T-Konzern. Mit den Worten "allem anderen Lichtjahre voraus" präsentierte Apple Cingular die Pläne für eine Motorola-freie Zusammenarbeit. Und die Zuversicht war nicht unbegründet. Immerhin erzielten die Entwickler in naher Vergangenheit einige Durchbrüche, so etwa die Fertigstellung der eigenen Touchscreen-Technologie oder den sparsamen ARM11 Chip.
Der Weg bis hin zum richtigen iPhone war lang und hart. Experten schätzen, dass in die Technik des Smarpthones rund 150 Millionen US-Dollar gepumpt wurden, eine Investition die sich später lohnen sollte.
Entscheidung
Anfängliche Schwierigkeiten stellten bereits erste Vertragsverhandlungen mit Cingular dar, erst nach rund einem Jahr gelang es den Unternehmen auf einen gemeinsamen Konsens zu kommen. Die Wünsche beider Firmen waren dabei ähnlich. AT&T wollte neue Kunden mit einem einzigartigen, innovativen und vor allem exklusiven Gerät locken, während Apple mit dem Alleskönner die eigene Marke verteidigen wollte. Doch worüber man sich zu diesem Zeitpunkt weder einig noch klar war, war das Betriebssystem. Lange zeit schwankten die Entwickler zwischen Linux und Unix, um das Telefon schlussendlich mit einer downgegradeten Version von Mac OS X zu versehen. Auch musste das Team einen zwischenzeitlichen Prototypen mit Clickwheel aufgrund mangelnder Funktionalität wieder verwerfen.
Geheimnistuerei
Das Projekt verlief möglichst geheim unter dem Namen "Purple 2", kurz "P2". Die Entwickler wurden auf die Standorte in Kalifornien beziehungsweise Cupertino aufgeteilt, Transmitter für das iPhone wurden abseits von Infineon gefertigt. Falsche Software für die elektronischen Schaltkreise sollte bei Hardware-Herstellern dafür sorgen, dass das Projekt hinter geschlossenen Türen stattfindet. Bis zur Ankündigung auf der Macworld Convention im Jänner 2007 bekamen das Gerät maximal 30 Leute zu Gesicht.
Nach der Präsentation auf der Macworld Convention im Jänner 2007 dachte nicht nur das Publikum, sondern auch die Branche um. Es brauchte Steve Jobs (Bild) um den Leuten die Augen dafür zu öffnen, was die Öffentlichkeit wirklich will. "Wir denken anders über den Markt.", meinte AT&Ts Marketing-Chef Paul Roth dazu. (red)